Ehemaliger Acker verfügt nun über moderne Wurfanlage

Erschienen am 10.07.2020

Die vorderen Masten der Anlage, hier bedient von Patricia Beck, sind schwenkbar. Dadurch lässt sich der Wurfsektor besser einstellen. Missglückte Versuche stellen keine Gefahr mehr dar, sie landen im Netz.
Die vorderen Masten der Anlage, hier bedient von Patricia Beck, sind schwenkbar. Dadurch lässt sich der Wurfsektor besser einstellen. Missglückte Versuche stellen keine Gefahr mehr dar, sie landen im Netz. Foto: Andreas Bauer

Von Andreas Bauer

Nach mehr als drei Jahren können die Großolbersdorfer Leichtathleten erstmals wieder einen Wettkampf auf ihrem Werferplatz ausrichten – dank neuer Ausstattung.

Stolz zeigt Nadine Beck auf die zwölf neuen Aluminiummasten, die in die Erde betoniert wurden. Sechs davon sind sieben Meter hoch. Die anderen, sie sind etwas weiter vorn platziert, reichen sogar noch drei weitere Meter hinauf in den Himmel. Dazwischen ist ein riesiges Netz gespannt, das Wurfgeräten wie Hammer und Diskus problemlos standhält. “Damit könnten wir sogar eine Deutsche Meisterschaft ausrichten”, sagt die Leichtathletik-Sektionsleiterin des SV 1870 Großolbersdorf schmunzelnd.

Die Austragung der sächsischen Titelkämpfe im Werfer-Fünfkampf ist dagegen kein Traum, sondern ein Plan, der schon bald umgesetzt werden soll. Für die gebührende Einweihung der neuen Wurfanlage reicht aber nun auch erst einmal der zweitägige Wettkampf, den der Verein am heutigen Freitagabend sowie am morgigen Samstag ausrichtet.

“Wir sind froh, dass es nach der langen Corona-Pause endlich wieder losgeht”, sagt Nadine Beck und betont, dass sich Teilnehmer aus mehreren Bundesländern angekündigt haben. Zu den 48 Vereinen, die in Großolbersdorf vertreten sind, gehören auch einige aus ThüringenBayern sowie Baden-Württemberg. Dass dabei erstmals die neue Ausstattung auf dem Werferplatz neben dem Stadion benutzt wird, mache die Veranstaltung umso schöner. Schließlich geht für die Gastgeber eine lange Leidenszeit zu Ende.

“Den letzten Wettkampf auf unserer alten Anlage haben wir im Frühjahr 2017 absolviert”, blickt die Sektionsleiterin zurück. Danach wurden die Sicherheitsbedenken zu groß. Die Masten waren deutlich flacher und standen an der offenen Seite deutlich weiter auseinander, sodass das eine oder andere Wurfgerät bei einem missglückten Versuch den Nachbargrundstücken schon bedenklich nahe kam. “Ab und zu haben wir kurz den Atem angehalten und gezittert”, berichtet die 43-Jährige. Passiert sei zum Glück nie etwas, und doch zog der Verein damals die Notbremse. Um jegliches Risiko auszuschließen, entschloss er sich, eine Modernisierung in Angriff zu nehmen.

“Mit einem solchen Vorhaben ist viel Bürokratie verbunden”, sagt Nadine Beck. Aus Erfahrung weiß sie ebenso, dass sich in Großolbersdorf viel bewegen lässt. Das war schon vor rund 20 Jahren so, als die Leichtathleten den Fußballern des Vereins den Gefallen tun wollten, mit ihren Hammerwurfgeräten nicht mehr den Rasen zu ramponieren. “Wir haben damals mit der Gemeinde gesprochen und sie hat dann das Feld neben dem Stadion angemietet”, erzählt die Sektionsleiterin. Auch diesmal stieß Nadine Beck im Rathaus sofort auf offene Ohren: Für die rund 15.000 Euro teure Werferanlage gab es von der Gemeinde einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent. Dass das Vorhaben 2018 nicht sofort in die Tat umgesetzt werden konnte, lag an der fehlenden Unterstützung durch den Landessportbund, dessen Fördertopf damals leer war. Diese 5000 Euro wurden aber 2019 im zweiten Anlauf bewilligt. Auch für den in diesem Frühjahr erfolgten Aufbau, der knapp 3000 Euro kostete, kam zur Hälfte die Gemeinde auf. Nun ist Nadine Beck gespannt, wie lange der vom Forchheimer Pascal Thalhäuser aufgestellte Rekord (65 Meter) noch halten wird. Die Bedingungen für weite Würfe seien jedenfalls bestens.

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Großolbersdorf statt Nairobi

Erschienen am 15.07.2020

Von Andreas Bauer

Ein speziell für Werfer ausgerichteter Wettkampf hat fast 150 Leichtathleten ins Erzgebirge gelockt. Dazu gehörten auch Sportler, die zudieser Zeit eigentlich bei Europa- und Weltmeisterschaften an den Start gehen wollten.

Auf der neuen Anlage, die mit diesem Wettkampf offiziell eingeweiht wurde, sicherte sich Lokalmatador Dennis Beck in Großolbersdorf mit 41,02 Metern den Sieg im Hammerwerfen der Altersklasse M 14. Foto: Andreas Bauer

Mit einer Weite von 62,71 Metern hat Matteo Maulana für den Höhepunkt in Großolbersdorf gesorgt. Schließlich war dem Leichtathleten des LAC Erdgas Chemnitz damit ein U-20-Landesrekord im Diskuswerfen gelungen. “Es war ein toller Wettkampf”, sagte der 17-Jährige und lobte damit den SV 1870 Großolbersdorf, der das Meeting kurzfristig auf die Beine gestellt hatte. Ein Werferabend für Erwachsene und Senioren am Freitag sowie weitere Wettbewerbe tags darauf für den Schüler- und Jugendbereich sollten den Aktiven nach langer Corona-Pause endlich wieder Wettkampfpraxis verschaffen. “

Das Angebot wurde sehr gut angenommen, die mehr als 140 Teilnehmer kamen aus mehreren Bundesländern – sogar von der Küste sind Sportler angereist”, sagte die Großolbersdorfer Sektionsleiterin Nadine Beck. Die Freude, sich endlich wieder mit anderen messen zu können, war jederzeit und überall spürbar. Neben Senioren aus westlichen Bundesländern, die in ihrem derzeit noch spärlich besetzten Wettkampfkalender meist weite Fahrten auf sich nehmen müssen, waren auch international ambitionierte Athleten wie Maulana voll bei der Sache. Ohne Corona-Pandemie wäre der Chemnitzer wohl gerade bei der U-20-Weltmeisterschaft in Kenia. Dass er statt in Nairobi nun in Großolbersdorf startete, nahm der Sportler gelassen: “In der U 20 gehöre ich noch zum jüngeren Jahrgang. Daher wäre es für mich bei der WM ohnehin schwer geworden.”

Mit deutlich höheren Zielen wäre Steven Richter dieser Tage eine internationale Herausforderung angegangen. Gern hätte der Hoffnungsträger des LV 90 Erzgebirge bei der U-18-Europameisterschaft im italienischen Rieti um eine Medaille gekämpft. Und die Chancen hätten nicht schlecht gestanden, denn sowohl im Kugelstoßen als auch im Diskuswerfen gehört der Gelenauer aktuell zur Weltspitze. Angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen – erst am Abend zuvor hatte er mit 64,89 Metern den U-18-Landesrekord im Diskuswurf geknackt – schüttelte Richter in Großolbersdorf meistens mit dem Kopf. Weder die 61,33 Meter mit dem Diskus noch die 19,76 Meter mit der Kugel stellten ihn zufrieden. “Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Das sind trotzdem gute Weiten”, sagte Trainer Christian Sperling. Und auch Steven Richter bilanzierte mit etwas Abstand: “Das Training während der Corona-Pause hat sich wirklich gelohnt. Nur mit den technischen Abläufen ist das immer so eine Sache. Vor allem im Drehstoßen mit der Kugel kann es täglich schwanken.”

Auch wenn der LV-90-Athlet in Großolbersdorf nicht ganz an sein Limit kam, so schätzte Nadine Beck auch Steven Richters Auftritt als einen der Höhepunkte ein. “Dazu haben auch die Sportler unseres eigenen Vereins gute Ergebnisse abgeliefert”, betonte die Sektionsleiterin. Während ihr Sohn Dennis Beck als Sieger der M 14 im Hammerwerfen die 41-Meter-Marke knackte, stellte Manja Groß (W 40) mit dem Hammer eine Saisonbestleistung auf (41,84 m). “Schön war auch, dass alle erzgebirgischen Vereine vertreten waren und dass das Wetter mitgespielt hat”, so Nadine Beck.

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